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Guatemala Sightseeing

Nach 30 Jahren irrsinnigen Bürgerkriegs bemüht sich Guatemala derzeit, wieder auf die Beine zu kommen und für eine innere Stabilität zu sorgen. Dass auch während dieser unruhigen Periode der Touristenstrom nie ganz abgerissen ist, liegt an der einzigartigen Vielfalt des Landes - hier scheinen sich alle positiven und negativen Superlative Mittelamerikas auf engstem Raum zu vereinen: Guatemalas Vulkane sind die höchsten und aktivsten, seine Maya-Ruinen sind die eindrucksvollsten, seine Erdbeben die verheerendsten und seine Geschichte der Repression bewegt sich auf einem Niveau, das im internationalen Vergleich einen der vorderen Ränge einnimmt.

Guatemala bildet das Herz der mittelamerikanischen Maya-Kultur, und das, obwohl die indianische Bevölkerung von der Regierung nicht nur laut angepriesen, sondern auch aufs Schrecklichste unterdrückt wurde - den Nachkommen der Maya, die die Touristenbroschüren zieren, hat man im Alltag nur allzu oft Gewehrläufe vorgehalten. Trotzdem ist die indigene Kultur in Guatemala lebendig wie in kaum einem anderen mittelamerikanischen Land, ob in den uralten Ruinen von Tikal, den indianisch-katholischen Ritualen von Chichicastenango oder der farbenfrohen Kleidung eines Großteils der Bevölkerung. Seit Abschluss der Friedensverträge wagen sich auch die hasenherzigsten Besucher außerhalb der Zone Guatemala-Stadt und Antigua. Die indianische Bevölkerung heißt Reisende herzlich willkommen und ehemals unzugängliche Dörfer locken mit den schönsten Naturwundern von ganz Zentralamerika.
1. Guatemala City
Guatemala City ist der größte urbane Ballungsraum Mittelamerikas. Die Stadt erstreckt sich über eine Kette flacher, von Schluchten gekerbter Berge, bedeckt ein komplettes Hochplateau und schwappt nach allen Seiten in die umliegenden Täler hinunter. Mit ihren selbstmörderischen Busfahrern und Scharen von schwer bewaffneten, uniformierten Persönlichkeiten wirkt der Latinocharakter dieser Stadt so übertrieben, dass er einem Klischee gleicht. Wie in vielen anderen Städten des Landes basiert der Grundriss von Guatemala City auf einem strikten Gittersystem: Die avenidas verlaufen in nordsüdlicher Richtung, die calles von Osten nach Westen. Jede der 15 Zonen, in die die riesige Stadt unterteilt ist, besitzt ihre eigene Version dieses Gittersystems.

Nur wenige Kolonialgebäude zieren die Stadt, die von Touristen insbesondere auf Grund ihrer Rolle als administratives Zentrum und Verkehrsknotenpunkt besucht wird. In Zona 1 stellt die Plaza Mayor ein klassisches Beispiel für das übliche Stadtplanungsschema spanischer Kolonialstädte dar, gleichzeitig fungiert sie als beliebter Treffpunkt und Zentrum des Verkaufsdistrikts der Stadt. Von seiner schönsten Seite zeigt sich der Platz sonntags, wenn die Einheimischen in Scharen hierher kommen, um zu bummeln, Eis zu essen, auf den Bänken zu knutschen und Salsa-Musik aus Gettoblastern zu hören - und allesamt versuchen sie, die aufdringlichen Schmuckverkäufer zu ignorieren. Angrenzend an die Plaza stehen der imposante, aber erdbebengeschädigte Palacio Nacional und die zweitürmige Catedral Metropolitana. Ein Erdbeben zerstörte 1976 das ursprüngliche Marktgebäude und heute ist der unglaublich chaotische Mercado Central auf touristenorientiertes Kunsthandwerk spezialisiert.

Nördlich von Zona 1 befindet sich der schattige und erholsame Parque Minerva mit einer kuriosen Relieflandkarte von Guatemala. In Zona 10 konzentrieren sich diverse bedeutende Museen, darunter das Museo Popol Vuh mit seiner fantastischen Privatsammlung von Maya- und spanischer Kolonialkunst und das Museo Ixchel, das die sehenswerte traditionelle Kunst und Kleidung der Hochlandstädte Guatemalas ausstellt. Zona 13 beherbergt das Museo Nacional de Arqueología y Etnología mit seiner preisgekrönten Sammlung von Maya-Kunst, und das Museo Nacional de Arte Moderno mit einer wundervollen Ausstellung guatemaltekischer Kunst des 20. Jahrhunderts. Mehrere Kilometer westlich des Zentrums liegen die weitläufigen Ruinen von Kaminalijuyú, einer wichtigen Maya-Stätte der frühen Klassik. Unglücklicherweise ist die Anlage größtenteils unter urbanen Expansionen begraben.

Die meisten Hotels der unteren und mittleren Preisklasse in Guatemala City befinden sich in Zona 1, während man in Zona 10 eher die edleren Unterkünfte findet. Zona Viva ist der Ort, um teuer essen zu gehen und die Nacht durchzumachen.



2. Antigua
Antigua war von 1543 bis zum verheerenden Erdbeben von 1773 die Hauptstadt der Nation, dann verlegte man den Regierungssitz 45 km Richtung Osten, ins heutige Guatemala City. Antigua zählt zu den ältesten und schönsten Städten des amerikanischen Kontinents. Sie liegt umgeben von drei atemberaubenden Vulkanen - Agua, Fuego und Acatenango - und ihre standhaften Kolonialbauten haben 16 Erdbeben sowie diverse Überschwemmungen und Brände überdauert. Besonders schön ist Antigua während der Semana Santa (Karwoche), wenn die Straßen von kunstvollen Dekorationen aus gefärbten Sägespänen und Blumengestecken bedeckt sind. Die Kirchen der Stadt haben infolge unzähliger Reparaturen und Restaurationen zwar viel von ihrer barocken Pracht eingebüßt, aber einige sind noch immer äußerst beeindruckend, vor allem La Merced, die Iglesia de San Francisco und das Convento de las Capucinas (heute ein Museum). Casa K'ojom ist ein faszinierendes Museum, das sich Musik, Zeremonien und den damit in Zusammenhang stehenden Kunstwerken der Maya widmet. Auch ein Besuch auf dem städtischen Friedhof gewährt einen Einblick in den uralten Maya-Glauben. An Sonntagen kommen Besucher und Einheimische auf dem lebendigen Markt im Parque Central zusammen, um die hier feilgebotenen Waren zu begutachten.





3. Chichicastenango
Die in magischen Nebelschwaden verborgene Hochlandstadt "Chichi" liegt in 2030 m Höhe zwischen malerischen Tälern und imposanten Bergen. Trotz ihrer abgeschiedenen Lage war sie schon immer eine bedeutende Marktstadt. Am interessantesten ist der Sonntagsmarkt, da die cofradías (religiöse Brüderschaften) an diesem Tag oft Prozessionen abhalten - ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Einheimischen traditionelle Maya-Riten mit dem Katholizismus verknüpfen. Den besten Einblick in dieses Geschehen bekommt man rund um die Kirche Santo Tomás und den Schrein Pascual Abaj, der den Maya-Erdgott ehrt. Den Vorfahren werden Weihrauch, Speisen und Getränke geopfert, um dafür zu sorgen, dass die Erde weiterhin fruchtbar bleibt. Das Museo Regional enthält antike Tonarbeiten und Figuren, Feuersteine und Speerspitzen, Maisstampfer und eine eindrucksvolle Jadekollektion.



4. Quetzaltenango
Als kommerzielles Zentrum im südwestlichen Guatemala bildet Quetzaltenango die ideale Basis für Exkursionen in die vielen nahe gelegenen Dörfer; darüber hinaus ist die Stadt für ihr Kunsthandwerk und ihre heißen Quellen berühmt. Während des 19. Jahrhunderts prosperierte Quetzaltenango als Kaffee-, Handels- und Lagerzentrum, bis ein Erdbeben und Vulkanausbruch dem Boom ein jähes Ende bereitete. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die zentrale Plaza und die umliegenden Gebäude, ein paar einfache, aber nützliche Märkte und der allgegenwärtige Parque Minerva mit seinem neoklassizistischen Tempel, eines von vielen Monumenten zu Ehren der klassischen Göttin der Bildung, die während der Präsidentschaft von Manuel Estrada Cabrera (1898-1920) errichtet wurden - in der Hoffnung, die Jugend Guatemalas zu neuen Höhen des Lernens zu inspirieren. In der schönen Vulkanlandschaft rund um Quetzaltenango locken die natürlichen Dampfbäder von Los Vahos und Fuentes Georginas. Ebenfalls in der Nähe liegen das Bilderbuchdorf Zunil, die Marktstadt San Francisco El Alto und das Handwerkerdorf Momostenango.



5. Flores
Die Hauptstadt des von Dschungel bedeckten Departemento El Petén wurde auf einer Insel im Lago de Petén Itzá erbaut und ist durch einen 500 m langen Damm mit Santa Elena am Seeufer verbunden. Flores ist ein ehrwürdiger Ort, dessen Kirche und Regierungsgebäude sich rund um die große Plaza auf dem Hügel im Zentrum der Insel gruppieren. Die Stadt wurde von den Itza gegründet und war zur Zeit der Eroberung vermutlich das letzte noch funktionierende Zeremonialzentrum der Maya in Guatemala. Pyramiden und Tempel wurden unter den Grundmauern der spanischen Stadt begraben und die Vertreibung ihrer Bürger in den Dschungel ließ den Mythos einer "verlorenen" Maya-Stadt entstehen. Zu den heutigen Touristenattraktionen zählen unter anderem Bootsfahrten auf dem See mit Zwischenstopps an diversen Siedlungen und Besuche der Kalksteinhöhlen des Actun-Can.



6. Panajachel
Besucher sollten sich weder vom Spitznamen der Stadt - Gringotenango ("Ort der Ausländer") - abschrecken lassen noch von der Tatsache, dass es hier weder schöne Kolonialarchitektur noch farbenfrohe Märkte gibt. Die Attraktion von Panajachel ist der absolut fantastische Lago de Atitlán, ein See vulkanischen Ursprungs. Seit den Hippietagen der 60er Jahre strömen Reisende hierher, um in dem Gewässer zu schwimmen oder sich an seinem Ufer zu entspannen. Vulkane umgeben den See und Panajachel ist eine gute Basis für Ausflüge in die kleineren, traditionelleren Indianerdörfer in der Umgebung. Das beliebteste Ziel ist Santiago Atitlán mit seiner einzigartigen, Zigarren rauchenden Gottheit namens Maximón. Sololá zieht bereits seit Jahrhunderten Händler an und noch heute pulsiert die Plaza an den Markttagen vor Aktivität. Typisches Dorfleben lässt sich in Santa Catarina Palopá beobachten; beinahe noch attraktiver, weil weniger besucht, ist San Pedro La Laguna direkt am Seeufer.



7. Santa Lucía Cotzumalguapa
Diese etwa 80 km südwestlich von Guatemala City gelegene Stätte ist ein wichtiger Anlaufpunkt für alle, die sich für Kunst und Kultur der Maya interessieren. Über die Zuckerrohrfelder der fincas (Plantagen) rund um Cotzumalguapa verteilen sich zahlreiche große Steinköpfe und -reliefs - Hinterlassenschaften der Pipil, einer von den Maya unabhängigen Indianerkultur, die mit den Nahuatl sprechenden Stämmen Zentralmexikos verwandt ist. Sehenswert sind insbesondere drei archäologische Stätten: Auf dem Gelände der Finca Bilbao finden sich diverse Zeremonialstätten mit Steinskulpturen, von denen viele zwischen dem Zuckerrohr verborgen liegen. Die steinernen Überreste nahe der Finca El Baúl, die herrlich auf dem Gipfel eines Hügels liegt, werden immer noch als Andachtsstätte genutzt und das Museum der Finca Las Ilusiones beherbergt unzählige Objekte, die im Laufe der Jahrhunderte auf den Feldern gefunden wurden.



8. Tikal
Die monumentale Maya-Stätte Tikal befindet sich nordwestlich von Flores im Departemento El Petén. Ihre Lage inmitten dichten Urwalds macht sie zu einem einzigartigen Ort: Steil aufragende Pyramiden erheben sich über das grüne Blätterdach des Dschungels, in dem Brüllaffen lautstark durch die Äste der uralten Bäume schwingen, Papageien kreischend hin und her schießen und Baumfrösche die Lücken im Geräuschpegel füllen. Die Tempel ragen bis zu 44 m in die Höhe und obwohl das dichte Gestrüpp rundherum entfernt wurde, ist der dichte Regenwald so nahe, dass der Weg zu und durch die mysteriöse Anlage mit ihren Tempeln, Plazas und Pyramiden sowie der Akropolis und dem Museum zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.





9. Lívingston
Der relaxte Karibikort Lívingston ist nur per Boot erreichbar - entweder über die kleine Hafenstadt Puerto Barrios oder das Dorf Río Dulce am Lago de Izabal. Lívingston wird von schwarzen Afro-Guatemalteken, den garífuna, bewohnt - Nachkommen der Afrikaner, die als Sklaven in die Neue Welt gebracht wurden und dann flohen oder Schiffbruch erlitten. Ihre Vermischung mit schiffbrüchigen Seeleuten anderer Rassen und einheimischen Maya schuf eine einzigartige Kultur, die, ebenso wie die Sprache, afrikanische, europäische und Maya-Elemente enthält. So ist das winzige Lívingston heute etwas ganz Besonderes in Guatemala: Palmenhaine, bunt bemalte Holzhäuser und Fischerboote und der hiesige Lebensstil geben einem das Gefühl, man befände sich mitten in der Karibik - und nicht in Guatemala. Der Ort ist Ausgangspunkt für Flussfahrten auf dem Río Queqüeche und dem Río Cocolí ; die Boote bringen ihre Passagiere durch tropische Dschungelszenerie zu schönen Bade- und Picknickplätzen oder hinaus zu den Cayos Sapodillas, wo man herrlich Schnorcheln oder Angeln kann.